Willkommen! Lasst Euch nicht von meiner sinnlichen, mysteriösen Stimme aufscheuchen oder gar verschrecken. Es mag sein, dass ihr so was wie mich noch nie in eurem Leben gesehen, geschweige denn über mich gehört habt. Seit Jahrhunderten, ja sogar seit Jahrtausenden, nein, sogar seit zig tausenden von Jahren suchen die Leute nach mir, um in den Besitz des Objekts ihrer allergrößten Begierde zu gelangen. Denn in den unendlichen Tiefen meiner Existenz gibt es so einiges zu entdecken und zu bergen. Wahre Wunder, Schätze und Träume liegen hier verborgen. Doch nicht alle und nur wenige finden das, wonach sie suchen. Und noch wenigere kommen je wieder heraus – denn sie sind auf alle Zeit in den dunklen Gängen und Nischen gefangen, die sich vor Millennia in mir gebildet haben. Aaah, das könnte der Grund sein, warum sich solch zahlreiche Legenden um meine Existenz ranken: Es gibt wohl kaum lebende Zeugen, die über meine wahre Natur berichten könnten … ha, ha, ha, ha, ha … entschuldigt bitte, ich versuche gerade böse zu wirken. Es könnte natürlich auch sein, dass denen, die überleben, schlichtweg nicht geglaubt wird, wenn sie von mir erzählen. Doch ich denke, ihr habt euch schon die ganze Zeit gefragt, was ich hier eigentlich vor mich hinbrabbel. Nun ja, … willkommen werter Abenteurer … willkommen zu … THE CAVE. Das bin ich. Die Höhle. Richtig gehört … ich bin eine sprechende Höhle. B-b-b-bitte nicht lachen. Könnt ihr euch vorstellen wie schwer die Partnersuche hinsichtlich meiner Erscheinung ausfällt?

Doch darum geht es hier gar nicht. Es geht um eine Geschichte. Eine sehr interessante Geschichte, die ich zu erzählen habe an diesem Abend. Also passt besser auf. Die Erzählung dreht sich um acht Leute in deren Herzen ein schwarzer, dunkles Begehren sitzt, dem wir uns heute Abend mit einem flüchtigen Blick näher widmen werden. Aber seit vorsichtig und zieht keine voreiligen Entschlüsse oder Urteile. Denn wir wissen alle, dass jeder von uns eine dunkle Seite, ein Geheimnis, ein düsteres Verlangen in sich trägt. Und so wird der Tag kommen an dem auch ihr in meine unsagbar weitreichenden Tiefen hinabsteigen werdet, um eben jenes Verlangen zu bergen. Doch genug von Euch, denn nun geht es um die Protagonisten, die ich bereits erwähnt habe. Wen dürfen wir denn also heute willkommen heißen? Nun, da haben wir einmal die Wissenschaftlerin, die auf dem Höhepunkt einer großen Entdeckung für die gesamte Menschheit steht, und nebenbei tausende von Leben aufs Spiel setzt. Hmmm … dann haben wir die Abenteurerin, die auf der Suche nach ihren vermissten Begleitern ist und eine heißen Spur eines antiken Schatzes verfolgt. Doch ob die Kollegen ihr wichtiger sind, als der Schatz und Ruhm … ? Ach ja, weiter geht es mit dem Mönch. Er sucht nach seinem Meister, damit er selber die prestigeträchtige Position des Meisters einnehmen kann. Er will ihn – mit anderen Worten ausgedrückt – „ablösen“ … ha, ha, ha …

Zwillinge sind auch mit von der Partie. Muss ich mehr sagen, wenn ich behaupte, dass die Zwei äußerst hinterlistig und herzensböse sind? Natürlich darf auch ein Ritter nicht fehlen, der auf der Suche nach einem mächtigen Schwert ist und nach zahlreichen Abenteuern unweigerlich den Weg zu mir gefunden hat. So wie auch die Zeitreisende, die einen Fehler, der seit Millionen von Jahren seine Wurzeln schlägt, in er Gegenwart ausbügeln möchte. Und der letzte, aber nicht weniger abenteuerliche Kandidat unserer heutigen Geschichte ist der Hillbilly. Er mag etwas trottelig wirken, aber lässt auf der Suche nach seiner Liebe sicherlich nichts „anbrennen“ … he,he,he. Doch leicht werden Sie es nicht haben – denn mein Inneres birgt große Gefahren, die überwindet, Hindernisse, die beseitigt und Rätsel, die gelöst werden wollen. Und das alles kann meist nur durch eine kluge Kombinationsgabe und das gekonnte Zusammenspiel dreier Protagonisten erfolgen. Jawohl, ihr habt richtig gehört, es können immer nur drei Abenteurer gleichzeitig in die Tiefen meines sonderbaren Körpers hinabsteigen …

Übrigens: Jeder Charakter hat auch eine besondere Fähigkeit, die er besser nutzen sollte, wenn er den von Ron Gilbert und seinen Kollegen von Double Fine Adventures (das sind mein Erschaffer … ja, auch Höhlen haben Gottheiten) speziell für ihn designte Höhlenprüfung durchlaufen will, um schließlich an das Objekt seiner Begierde zu gelangen. Damit also alle Prüflinge erfolgreiche ihr persönliches Ziel erreichen, sind mindestens drei Abstiege, die tief in mich hinein führen, nötig. Ihr könnt euch das Ganze jetzt gar nicht vorstellen? Habe ich mich etwas nicht klar ausgedrückt? Nun, dann lasst es mich genauer erklären. Sind die drei ausgewählten Protagonisten an solch einem besonderen Abschnitt angekommen, kann nur eben der eine, der die dafür vorgesehenen Talente einsetzt, passieren. So muss, beispielsweise, der Hillbilly seine Luftblase nutzen, um eine längere Unterwasser-Passage zu meistern, bei dem die anderen gnadenlos ersaufen würden … ha,ha,ha … ich liebe es zynisch zu sein … auch wenn ich natürlich dafür sorgen werde, dass keinem wirklich etwas passiert, wobei …

Nun, wo war ich? Ach ja, genau. Ich will euch eigentlich gar nicht mehr zu den einzelnen Prüfungen erzählen. Doch nur damit man sich das Ganze besser vorstellen kann, erläutere ich die grobe Spielmechanik noch ein wenig – denn für mich ist das alles hier nichts anderes als ein lustiges (grausames) Spiel. Nun ja, der Hillbilly kommt also nach seinem Tauchgang bei einem sehr zwielichtigen, aber lustigen Karneval an. Dort will er seine große Liebe bezirzen – sein persönlicher Gegenstand der Begierde, nach dem es ihn am meisten dürstet. Doch dazu muss er erst mal die anderen zwei Protagonisten in diesen Abschnitt führen, damit Sie anschließend durch gemeinsames rätseln und kooperieren ans gewünschte Ziel kommen. Zu leicht habe ich es ihnen bezüglich den Rätseln natürlich nicht gemacht. Die müssen schon etwas Köpfchen und Phantasie, vielleicht auch eine Priese Experimentierfreudigkeit beweisen, um bei mir weiterzukommen. Und Skrupellosigkeit wird bei mir ohnehin ganz groß geschrieben … muahahaha.

Doch früher oder später meistert jeder von ihnen seine Prüfung. Oftmals gibt es aber kein „Happy End“, obwohl ich ja hinsichtlich meiner höhlischen Ausstattung und Ästhetik sehr auf einen einladenden, märchenhaften Look bedacht bin. Kennt ihr vielleicht Tim Burton? Ja, von dem bin ich ein ganz großer Fan. Da lässt sich die eine oder andere Parallele hinsichtlich meines Aussehens nicht vermeiden. Düster aber dennoch süß. So mag ich es. Und die Farben haben immer etwas fröhliches an sich um nicht zu bedrohlich zu wirken, wir wollen doch keinen Erschrecken … und dann womöglich noch zu Tode … muhahahaha die Zweite.

Doch trotz meiner großen Mühen, den Spaß, den ich immerhin bei diesem Spiel verspüre, mit zahlreichen Rätseln und Abenteuern aufzuwerten, haben meine Schaffer an und an gepatzt, mein Inneres nicht immer genau konstruiert und durchdacht. Ich weiß, dass ist jetzt vielleicht Gotteslästerung – aber ich muss meinem Frust ab und zu ein offenes Ventil anbieten. Vielleicht bin ich deshalb solch ein Zyniker geworden und habe gerade deswegen diesen Hang zum schwarzen Humor, weswegen ich auch diesbezüglich sehr gerne ein paar Leutchen sterben sehe. Oder wie sie von einem Drachen verschluckt werden … ich habe ja gesagt, es gibt nur selten ein „Happy End“ bei meinen Geschichten und den Prüfungen der Protagonisten. Doch keine Angst, ich verpacke das immer ganz märchenhaft. Märchenhafte Hülle, boshafter Kern … so ähnlich würde ich mich jetzt beschreiben. Zurück zu den kleinen Missgeschicken. Nun, es kommt schon ab und an mal vor, dass mal der ein oder andere Höhlenforscher an der ein oder anderen Kanten hängen bleibt und daraufhin das ein oder andere Mal nicht mehr los kommt. Sehr gesprächig sind die Protagonisten auch nicht gerade. Meistens erzähl ich die ganze Geschichte. Das nervt mich als Off-Sprecher ungemein, gönnt mir denn keiner meine Pause, außerdem fände ich es ja schon interessant zu wissen, wie sich die Zwillinge dabei fühlen, wenn sie ihren Eltern wieder einen teuflischen Streich spielen, gar versuchen sie umzubringen. Einen festen Grundsatz habe ich mir bei der ganzen Sache dann aber auch gesetzt: Meine Protagonisten sterben nicht – zumindest nicht bei der heutigen Expedition. Fällt mal der Ritter in die Tiefe und prallt dabei unsanft auf dem Boden auf, dann lass ich ihn wie von Zauberhand an den letzten Punkt, an dem er sich vor seinem Tod aufhielt, wieder auferstehen. Bin ich nicht nett? Hehehe … aber ich lasse nicht alle überleben … so viel sei euch versprochen.

 

 

Ich habe The Cave verschlungen. Das ist zwar nicht schwer, denn das Spiel dauert beim ersten Höhlendurchlauf maximal vier Stündchen, aber es macht ungemein Spaß die Tiefen von The Cave zu erforschen. Das Spiel hat eben eindeutig Ron Gilbert-Charme. Der typische Humor des Monkey Island-Schöpfers zieht sich wie die Sahne durch den Kakao und lässt Euch mehr als nur einmal schmunzeln – und der schwarze, zynische Humorpegel schlägt ebenfalls an einigen Stellen aus. Auch die grafische Qualität des Download-Titels gefiel mir gut. Natürlich kann man kein Grafikbrett ala Crysis und Co. erwarten, aber bei The Cave war es viel mehr der künstlerische Stil, der mich überzeugte. Wie schon die Höhle vorhin selbst erwähnte, mutet alles sehr märchenhaft aber gleichzeitig auch sehr düster und geheimnisvoll an – so wie ein guter, alter Tim Burton- Animationsfilm. Auch die Liebe, mit der die zahlreichen Rätsel gestaltet wurden, merkt man dem Spiel an. Kein Wunder, Ron Gilbert werkelte ja angeblich über zwanzig Jahre an diesem Projekt. Es war dementsprechend sein kleines, virtuelles Baby. Die Rätsel sind letztendlich sehr angenehm ausgefallen. Das heißt, dass Ihr nie vor unfairen, schier unmöglichen Aufgaben steht, die eine absurde Kombinationsgabe erfordern. Klar, Euer Köpfchen sollte an der einen oder anderen Stelle etwas zum Rauchen anfangen und die Phantasie solltet Ihr auch nicht in die hinterste Ecke des Gehirns sperren – aber alle Rätsel machen letztendlich richtig Laune und bleiben stets plausibel. Auch die aus Monkey Island oder Maniac Mansion berühmt-berüchtigten Such- und Kombinationsorgien bleiben Euch dieses Mal erspart. Die Charaktere können jeweils nur einen Gegenstand einsetzen, besitzen also kein Inventar. Die Interaktionsmöglichkeiten sind, darüber hinaus, meist in der Nähe des Fundortes einsetzbar. Dementsprechend müsst ihr eigentlich so gut wie nie an Trennungsängste leiden. Doch kein Spiel ist perfekt. So auch The Cave nicht. Was leicht negativ ins Gewicht fällt, ist das Recycle-System des Spielkonzepts, welches reichlich Wiederholungsarbeit erfordert. Zwischen den persönlichen Schauplätzen gibt es immer wieder eine Art Universalabschnitt, die man Charakterunabhängig bei jeder Höhlen-Expedition durchqueren muss. Da die Rätsel hier genau gleich bleiben, stellen sich jene Etappen bereits beim zweiten Durchgang als äußerst langweilig heraus. Ebenfalls nicht perfekt: die Kollisionsabfrage. Manchmal hängt der ein oder andere Charakter an einer Kante fest, sodass ihr ihn absichtlich per Knopfdruck sterben lassen müsst. Doch manchmal passiert es auch, dass beispielsweise eine Kiste hängen bleibt, was unweigerlich zu einem Neustart des letzten Checkpoints führt. Doch sei es drum, es ist eben nur ein kleines aber sehr feines Download-Spiel. Der Titel hat einige kleine Stolpersteine, doch es steckt eine große Portion Ron Gilbert darin. Und so macht das Spiel einfach nur Spaß – kleine Fehler hin oder her. Ach ja, einen Multiplayer gibt es auch noch. In diesem können drei Spieler gleichzeitig an einer Konsole spielen. Die Sache mit dem Mehrspielermodus macht auf jedem Fall Laune und ruft zum wiederholten Spielspaß auf. Für mich also – und vor allem für den günstigen Preis – eine eindeutige Kaufempfehlung.


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Autor: Matthias Kraut

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