„Hi. Für diejenigen unter euch, die mich noch nicht kennen: Ich bin Cooper – Sly Cooper. Ich bin ein Waschbär. Dennoch kein gewöhnlicher. Ich bin Meisterdieb, so wie meine gesamte Familie und Vorfahren vor mir. Doch ich habe eher etwas von einem Robin Hood als von einem skrupellosen Räuber: Ich beklaue ausschließlich Schurken und Kriminelle. Ich weiß, ich habe mir eine kleine Auszeit in den letzten Jahren gegönnt. Sorry Leute, aber ein Waschbär und Meisterdieb braucht schließlich auch mal ’ne Pause vom Diebesalltag. Doch mit dem Faulenzen ist nun Schluss, denn meine gesamte Familie ist in Gefahr! Also macht euch auf etwas gefasst: Sly Cooper ist wieder zurück“
Unglaublich: Es ist bereits acht Jahre her, seitdem unser allerliebster Waschbär das letzte Mal durch die stimmige Cartoon-Welt von Sly Raccon gehüpft ist – und das war noch auf der guten, alten PlayStation 2. Doch nun ist er wieder zurück: Sly Cooper, der Meisterdieb. Der Entwickler Sanzaru Games, der den ursprünglichen Sly Racoon-Entwickler Sucker Punch unlängst ablöste, hat es mit Sly Cooper: Jagd durch die Zeit endlich geschafft, einen Nachfolger zu den insgesamt drei PlayStation 2-Teilen zu kreieren und das Spielkonzept auf die aktuelle HD-Generation zu portieren. Mit Erfolg, wie wir finden. Doch was ist zwischenzeitlich Geschehen? Im Erstlingswerk Sly Racoon mussten wir als Waschbär Sly Cooper die verlorenen fünf Stücke des seit Generationen in Familienbesitz gehaltene „Buch der Meisterdiebe“ einsammeln, die von den „teuflischen Fünf“ entwendet worden waren. Und nun wird das Vermächtnis der Cooper-Familie in Sly Cooper: Jagd durch die Zeit abermals bedroht. Doch dieses Mal ist es nicht ganz so einfach: Zeichen, Buchstaben, ja ganze Wörter und Sätze verschwinden auf äußerst mysteriöse Weise aus dem wertvollen Buch. Der sich eigentlich im vorzeitigen Ruhestand befindende Sly hat keinen blassen Schimmer warum dem so ist, vermutet aber einen äußerst schurkenhaften Superbösewicht dahinter, der wohl versucht die Vergangenheit und die Stammlinie seiner Diebesfamilie zu vernichten. Zusammen mit seinen beiden Freunden, sprich dem etwas trotteligen aber gutmütigen Nilpferd Murray und der scharfsinnigen Schildkröte Bentley, das wissenschaftliche Intellekt der Bande, begibt sich unser sympathischer Meisterdieb folglich auf Zeitreise. Und so geschieht es, dass unser lustiges Trio im vierten Teil der Serie durch verschiedene Etappen der Geschichte reist, um Slys Vorfahren ausfindig zu machen. Immerhin habe diese allesamt Seiten für das wertvolle „Buch der Meisterdiebe“ verfasst und sind demnach für die Entstehung der einzelnen Kapitel verantwortlich. Es muss das gerettet werden, was zu Retten ist.
Nach einer kleinen Einführungsmission in Paris, gelangen wir mit unserem Van – gleichzeitig als futuristische Zeitmaschine fungierend – ins feudale Japan des 17. Jahrhunderts. Dies ist aber nur der erste Stopp der sich über mehrere Epochen erstreckenden Zeitreise. So geht es im späteren Spielverlauf auch in den wilden Westen und ins mittelalterliche England. Dabei starten wir in jeder dieser Epochen praktischerweise aus einem äußerst gemütlich eingerichtetem Geheimversteck, das als Operationsbasis des Trios dient. Doch es bleibt fürs Erste keine Zeit den verschiedenen Aktivitäten, die man in der Operationsbasis als Entspannung zwischen den Missionen nachgehen kann, auszuprobieren: Denn im alten Japan angekommen, erfahren wir, dass sich Slys Vorfahre und Ninja-Meister Rioichi Cooper in Gefangenschaft befindet und wir stürzen uns schnellstens ins erste Abenteuer.
Unser erster Job ist es also Slys entfernten Verwandten zu befreien. Dementsprechend geht es mit dem diebischen Waschbären hinaus aus dem kuscheligen Versteck, direkt in eine sich als recht offene präsentierende Spielwelt. Ganz im Stile von GTA und Co. müssen wir dabei nicht strickt durch langweilige Schlauchlevels hüpfen, sondern bewegen uns zwischen den einzelnen Missionen frei auf einer offenen Karte und nehmen nach Belieben Jobs an – so auch in der Japan-Epoche. Doch Vorsicht: Überall patrouillieren bullige „Schweins-Wachen“ mit Lampen, welche die Dunkelheit in den japanischen Straßen erhellen. Deshalb ist es ratsam nicht entdeckt zu werden – vor allem wenn man als Sly unterwegs ist. Und da dieser als listiger Waschbär schon seit seiner Kindheit als Meisterdieb eingestuft wird, gilt es in der Sly Cooper-Fabelwelt primär lautlos und mit viel Geschick vorzugehen.
Dabei hüpfen und schleichen wir uns jedoch nicht nur an Wachen vorbei, die uns das Waschbärleben jedoch wegen ihrem sehr limitiertem Sichtfeld stellenweise zu einfach machen, sondern balancieren ebenso geschickt über dünne Seile, klettern geschwind an Regenrinnen entlang oder über Stangen und Rohre auf Dächer hinauf. Ein Druck auf die Kreis-Taste des PlayStation 3-Controllers genügt und Sly interagiert mit solchen Kletter-Objekten. Das ist in Zeiten von Assassins’s Creed und dergleichen irgendwie altmodisch, geht aber immer noch erstaunlich einfach von der erfahrenen Jump’n’Run-Hand. Überhaupt wirkt Sly Cooper: Jagd durch die Zeit sehr oldschoolig – wann haben wir schon in letzter Zeit ein klassisches 3D-Jump’n’Run-Game spielen dürfen? Eben, schon lange nicht mehr. Das Spielgefühl orientiert sich also überwiegend an den Vorgängern sowie an anderweitigen klassischen 3D-Plattformer wie Super Mario 64 oder Jak & Daxter. Neben den typischen Hüpf- und kreativen Schleichpassagen, die ab und zu durch etwaige Kampf- oder Rätseleinlagen sehr abwechslungsreich gestaltet wurden, sammeln wir – ganz nach altmodischer Jump’n’Run-Art – in der offenen Spielwelt ebenfalls allerlei Dinge wie Münzen ein oder stehlen mit Slys diebischen Fähigkeiten unseren Feinden wertvolle Schätze aus der Hose. Motivierend: Die eingesammelte Geld kann dann beispielsweise gegen Spezialfertigkeiten für die spielbaren Charaktere eingetauscht werden. Indes sind die Hauptmissionen in den verschiedenen Epochen von der Art der Aufgaben sehr ähnlich aufgebaut und stützen sich auf eine repetitive Basis. Die Vorgehensweise sowie die einzelnen (Neben-)Jobs an sich, sind dennoch recht abwechslungsreich ausgefallen. Wir checken zwar nahezu immer als aller erstes die Lage ab, treffen dann den jeweiligen Vorfahren und erledigen am Schluss den Boss. Dazwischen gibt es allerdings immer wieder lustige und unterhaltsame (Neben-)Aufgaben zu erledigen, die der Abwechslung förderlich sind. Dabei kommt jeder der Charaktere auf seine Kosten, denn wie bereits kurz erwähnt, kann man außer dem Waschbären Sly Cooper auch die anderen Protagonisten der Truppe, sowie die im Verlaufe des Spiels hinzugewonnen Vorfahren spielen. Da gesellen sich neben dem Japaner Rioichi etwa solche Waschbären hinzu, wie der namhafte Tennessee »Kid« Cooper, seines Zeichens ein Cooper-Vorfahre aus dem Wilden Westen.
Sie alle, einschließlich Sly, haben in den jeweiligen Epochen eigene Aufgaben zu meistern. So erledigen wir beispielsweise mit dem bulligen Nilpferd Murray eher die groben Sachen, die oftmals viel Muskelkraft benötigen. Leider fallen dabei Murrays Prügel- und Kraft-Einsätze oftmals recht fad aus, weshalb es eher eine Qual als spaßige Wahl ist, diesen Charakter so oft spielen zu müssen. Währenddessen gilt es mit Bentley meistens Sicherheitschecks durch Computer-Hacks zu umgehen, die sich als äußerst kreative Minispiele präsentieren, in denen man sich beispielsweise wie in einem klassischen Side-Scroller-Baller-Spiel durch ein kleines Level inklusive Mini-Bossgegner feuert.
Alles in allem sind die zahlreichen Jobs und Missionen dennoch – bis auf einige Ausnahmen – ebenso lustig wie abwechslungsreich. So müssen wir in einer der Japan-Hauptmission mit Rioichi, dem Meister-Ninja, in klassischer Hüpf- und Schleichmanier ins Geisha-Haus eindringen und dort ein wertvolles Geisha-Gewand entwenden, nur um anschließend Murray als geschminkte, dicke Geisha in einem Tanz-Minispiel die Hüften schwingen zu lassen. Ulkig aber definitiv spaßig! Cool sind auch die insgesamt fünf Kostüme, die sich Sly Cooper im Verlaufe des Spiels zusammenklaut . Diese sind allesamt mit bestimmten Spezial-Fähigkeiten versehen worden, wie beispielsweise die Samurai-Rüstung mit welcher der Meisterdieb aufgrund ihrer Last zwar weniger agil, dafür aber gut gepanzert und mit einem äußert starkem Schild ausgerüstet daherstampft. Doch nicht nur das Abwechslungsreichtum des Gameplays macht das Spiel zu einem richtig guten, sondern auch der visuelle Aspekt trägt einen nicht ganz unerheblichen Teil zum Sly Cooper-Charme bei. Wie bereits in den Vorgängern setzt auch der vierte Teil der Serie auf einen sehr kantigen Cel-Shading-Look der äußert stimmig und mit viel Liebe ins HD-Zeitalter portiert wurde. Gleichfalls schick und stimmig sind auch solche vermeintlichen Kleinigkeiten wie die hübschen Lichteffekte und liebevoll animierte Charaktere. Lobenswert ist auch der stereoskopische 3D-Modus des Spiels. Durch die Cel-Shading-Optik gehen nicht viele Details durch die geringere Auflösung beim 3D-Zocken verloren, weshalb es sich auf alle Fälle lohnt diesen Modus zu aktivieren – vorausgesetzt man besitzt einen 3D-Fernseher. Aber 3D hin oder her: Der unverblümte Humor des Spiels ist mal wieder sehr treffend. Allein die ulkigen Protagonisten und Antagonisten des Spiels triefen nur so vor überzeichnetem Stereotypismus. Die bloße Tatsache, dass ein Tiger den militärischen Schurken aus Kuba mit typisch kubanischen Akzent und ständig qualmender Zigarre mimt, ist schon witzig an sich. Doch auch die diversen Anspielungen oder popkulturellen Referenzen, sowie die Wortspiele und unzähligen lustigen Konversationen zwischen Sly und seinen Kumpanen ließen uns immer wieder während unserer Spielzeit grinsen. Dabei ist die deutsche Übersetzung sowie die Lokalisierung sehr ordentlich ausgefallen, sodass man das Spiel ohne Abzüge auch auf deutsch genießen kann.
Ah, tut das gut! Schon lange habe ich nicht mehr solch einen charmanten und oldschooligen 3D-Plattformer / Jump’n’Run gespielt. Das nostalgische Flair sowie der äußert witzige Humor des Spiels runden dieses Spielerlebnis hervorragend ab. Auch der altbekannte Cel-Shading-Look wurde gekonnt umgesetzt, geizt nicht mit visuellen Leckerbissen und wirkt wie aus einem Guss. Die Sache mit der Zeitreise hat man durch die verschiedenen, abwechslungsreichen Cooper-Vorfahren super umgesetzt. Und auch die zahlreichen Minispiele, die diversen Spezialfertigkeiten der spielbaren Charaktere sowie Sly Coopers Kostümparade bringen einen Schwung an Abwechslung in den Hüpf- und Schleichalltag. Der Schwierigkeitsgrad kann als niedrig eingestuft werden, für eine Hardcoregamer vielleicht ein wenig zu einfach. Auch die Ladezeiten zwischen den Abenteuern haben es in sich, als Trost gilt hier dann aber das die Areale sehr groß sind die geladen werden müssen. Die wiederholenden Aufgabenschema können die Motivation ein wenig nach unten ziehen, hier hätte ein wenig nachgebessert werden können – da wollten die Entwickler wohl zu viel des Guten. Doch diese Kritikpunkte sehen nicht über die Tatsache hinweg, dass Sly Cooper und seine Diebesbande mit dem vierten Teil ein tolles Comeback hingelegt hat. Die Spielmechanik ist im Großen und Ganzen so gut wie in den Vorgängern, das Flair ist bewusst auf einem sehr nostalgisch Level gehalten worden und das Spielerlebnis ist humorvoll und spaßig. Hinzu kommt das wundervolle Feature Cross-Buy und Cross-Save, dass Euch erlaubt mit dem Erwerb der PlayStation 3-Version die PlayStation Vita-Version kostenlos als Download oben drauf zu bekommen. Wenn ihr Euren Speicherstand im Spiel selber in die Cloud geschickt habt, könnt ihr diesen auf die PlayStation Vita wieder aktualisieren und schon könnt ihr Unterwegs dort weiter zocken wo ihr auf dem TV im Wohnzimmer aufgehört habt, oder umgekehrt natürlich. Wir freuen uns auf einen weiteren Teil der Waschbär-Meisterdieb-Serie, denn Sly Cooper: Jagd durch die Zeit hat es geschafft die Serie auf gleichem Level wieder zu beleben und jetzt möchten wir bitte keine weiteren acht Jahre auf einen Nachfolger warten