Nur selten kommt es vor, dass ein Spiel mit wirklich hohem Suchtpotenzial und atemberaubender Stimmung schon kurz nach Erscheinungstermin mit dem Preis nach unten stürzt und lange Zeit „Ladenhüter“ bleibt. Mit ICO ist dieses Kunststück jedoch vollends geglückt. Wer sich den Titel gleich zum Verkaufsstart 2002 für 59€ kaufte hat, der konnte schon nach gut 3 Wochen das Spiel für die Hälfte des Preises erwerben. Rekord für ein PlayStation2 Game, und so hat jeder der sich ICO dennoch zu Gemüt führte, ein Spiel der Extraklasse in seiner PS2 laufen, welches eigentlich keinem Genre wirklich zu zuschreiben ist, da es eine neue Mischung aus Rätsel, Geschicklichkeit und seltener Action in einem birgte. Doch ICO überraschte damit, dass die letzten Exemplare in den Läden plötzlich rar wurden und man später mehr für das Game ausgeben musste als es zum Verkaufsstart der Fall war. Doch ist es auch nach über 9 Jahren noch immer Meisterwerk das seine Fans hat und somit hat Sony Computer Entertainment sich entschieden ICO für die PlayStation3 wieder neu aufzulegen. Und dem Spiel wurde die Grafik aufpoliert damit es mit dem heutigem Standard HD mithalten kann. Ebenso wurden Trophäen integriert und der Bildschirm wird nun nicht mehr 4:3 sondern 16:9 berieselt. Laut dem Entwickler von ICO – Fumito Ueda, wurden auch einige Effekte im Spiel leicht verändert damit sie besser auf der PlayStation3 aussehen als es noch auf der PlayStation2 der Fall war. Dieses neue Release haben wir genutzt um nochmals einen Blick auf ICO zu werfen und Euch dieses Meisterwerk zu präsentieren. Einen Test zu Shadow of the Colossus, dem zweitem Spiel auf der neuen Blu-ray Disc, wird demnächst folgen.

Mit ICOs Geburt beginnt das Unheil seinen Lauf zunehmen, denn der kleine Junge trägt zwei Hörner auf dem Kopf und scheint einen alten Fluch über das Land zu legen. Jahr für Jahr kamen die Plagen, die ihre Kinder und Missernten dahinrafften. In ihrer Verzweiflung flehten die Bewohner in ihren Gebeten um ein Ende ihres Kummers. Dieses Ende sollte, so nach einer alten Überlieferung, am zwölften Geburtstag ICOs sein. Schon zur Morgendämmerung kamen die Gesichtslosen Reiter um ihm zu holen. Die Eltern weinten nicht um ihren Sohn, sein Schicksal war schon besiegelt. Die Reiter drängten stetig tiefer in den Wald hinein, bis zu einer verlassenen Burgruine. Sie zerrten den vor Angst schreienden ICO durch das Burgtor. In seiner Angst konnte er das Meer hören welches hohe Wellen schlug oder war es seine Blase die soeben nachgab? ICO wurde in einen steinernen Sarkophag gesetzt, der daraufhin sofort verschlossen wurde. Dunkelheit umgab ihn.

Nach einem gnädigen Schicksalsschlag, der den Sarkophag zum stürzen bringt und Ico einen Teil seiner Freiheit wiedergibt, beginnt man mit dem Erforschen der verschlossenen Burg. Schon nach kürzester Spielzeit entdeckt ICO ein junges eingesperrtes Mädchen namens Yorda. Obwohl Yorda und ICO sich nicht in einer gemeinsamen Sprache verständigen können, entscheidet sie sich, dem Spieler zu vertrauen. Dieses Spiel ist gigantisch abenteuerlich und größtenteils ruhig, was vielleicht von manchen als langweilig interpretiert werden kann, bei genauerem Hinsehen jedoch als Juwel hervorsticht. ICO ist nicht fürs zwischendurch spielen geeignet, aber wenn man einmal angefangen hat, kann man sowieso nicht mehr aufhören zu spielen, von Langeweile keine Spur!

Mit Zwischensequenzen in Spielgrafik wird die Story vertieft, so auch das erste Treffen mit Yorda. Von nun an ist es die Aufgabe zusammen mit Yorda diese Burg zu verlassen und nach einem Ausgang zu suchen. Sie hört auf Rufe und versucht einem stets zu folgen. Wenn ein Hindernis zu groß sein sollte, muss man Ihr beispielsweise hinauf helfen, damit die Reise weitergehen kann. PS2-Zocker, die das jüngere “Forbidden Siren“ gespielt haben, dürfte das Prinzip bekannt vorkommen, oder aber auch geklaut! Ab und an kann Yorda einem jedoch nicht folgen.

Ergo muss schnellstens ein Alternativweg gesucht werden, um sie davor zu bewahren, nicht von schwarzen Kreaturen in die Schatten gezogen zu werden (hierbei handelt es sich um ein schwarzes Loch im Boden). Das klingt zunächst ein wenig unwirklich und scheint auch nicht so recht ins Spiel zu passen, wird jedoch am Ende des Spieles erklärt und ergibt einleuchtende Zusammenhänge. Die Schattenfiguren kommen nur bei längerem allein lassen von Yorda und in bestimmten Abschnitten, wo es die Programmierer unmöglich gemacht haben ohne Kampf davonzukommen. Dennoch sind die Kämpfe sehr selten und stören den Spielverlauf nicht. Auf der Suche nach dem Weg in die Freiheit bekommst du schnell mit, dass du Yorda brauchst! Denn nur sie kann mit ihrer Anwesenheit Portale öffnen, die dich in den nächsten Abschnitt bringen. Speichern kann man auf Steinbänken, die jedoch recht häufig anzutreffen sind. Hinsetzen, Yorda rufen und das Speichern ist möglich.

Das Gameplay von ICO basiert auf Zusammenarbeit. Anstelle des modernen Grundsatzes „Jeder für sich selbst“ findet man in diesem Spiel eine beinahe mystische Idee von Ritterlichkeit und ein Konzept, das in den meisten Abenteuerspielen nur selten zu finden ist. Wenn ICO und Yorda einander helfen um die Gefahren, die in der Festung auf sie lauern, zu überstehen, wird man durch ihren Heroismus, die Freundschaft und ihre Selbstlosigkeit eine wahrhaft emotionale Spielerfahrung erleben.

Die Menüs könnten ein wenig mehr Detail vertragen, sie fallen eher spärlich aus. Wenn man nicht gerade dabei ist zu springen, zu klettern, Leitern hinauf zu steigen oder an schmalen Kanten entlang zu hangeln, dann gilt es Kisten zu verschieben und Rätsel zu lösen, Schalter umzulegen und die Umgebung zu bewundern. Natürlich niemals dabei vergessen Yorda zu rufen! Das Spielprinzip von ICO ist einzigartig und wird schnell fesselnd. Die Rätsel sind niemals zu schwierig, und stets zu knacken, es wird also kein Lösungsbuch von Nöten sein und wenn es doch irgendwann einmal zu knifflig werden sollte, ist der einzige Weg, Yorda in die nähe des eigenen Charakters zu bringen.

Sie betrachtet die Umgebung und zeigt dann nach einiger Zeit auf ein vielleicht nicht entdecktes Detail! Das Betrachten der Umgebung ist das A und O, die Rätsel beziehen sich fast nie auf nur einen Punkt. ICO fesselt von der ersten Minute an! Einziger Wermutstropfen ist jedoch, dass man, wenn man das Spiel einmal durch hat, die Hülle samt Disk für immer im Schrank verschwinden lässt, denn wenn man einmal alle Rätsel gelöst hat, fehlt beim wiederholten Spielen die Spannung. Mit der Steuerung von ICO ist Sony ein Glanzstück gelungen! Selten versteht man diese so schnell und muss nicht zu Beginn eines Spieles, ständig nach der Anleitung suchen. Die Bewegungen der beiden Figuren sind anmutig und jede Figur hat ihren eigenen Stil.

Die Grafik ist einmalig, nicht nur, dass es Licht- und Schatteneffekte auf den TV zaubert, von denen sich andere Spiele noch eine Scheibe von abschneiden könnte, auch die Sichtweite der Szenarios lassen uns ins Unendliche Blicken, wenn auch des öfteren mit Nebel, was jedoch eher die Mystik des Spieles steigert.
Die Protagonisten ICO und Yorda sind zwar mit wenigen Polygonen ausgestattet, aber das trübt das Gesamtbild überhaupt nicht. Gerade Yorda, die mit ihrer leuchtenden Aura immer an der Hand mit durchs Spiel läuft, wirkt wie eine Grazie, die Traumfrau schlechthin! Beide Figuren scheinen direkt mit der Umgebung zu harmonieren, was für einen 12-jährigen Jungen mit Hörnern auf dem Kopf nicht einfach ist! Wenn man dann erst einmal den ersten Innenhof erreicht hat, scheint einem die Sonne regelrecht ins Gesicht. Herrliche Detailverliebtheit lässt sich oft und viel im Spiel finden. Beim Sound kann einem schon mal das Herz aufgehen! Denn nicht wie in anderen Spielen üblich wird man ständig von Musik besudelt, sondern einzig Wind, Wasser und Vogelgesang bekommt man zu hören und nur zu kleinen Sequenzen und zum Abspann erklingen die ersten Töne. Das mag zwar auf den ersten Blick etwas ungewohnt scheinen, trägt aber zum Gesamtbild nur positives bei. Die Geräusche klingen so unglaublich echt, dass man fast vergessen könnte, in einem Zimmer vor dem Fernseher zu sein. Grafikeffekte lassen sich zwar nicht oft blicken, aber wenn, dann sind sie gut durchdacht und niemals übertrieben. Zu erwähnen wäre noch, dass es in diesem Spiel weder Energiebalken, noch Lebensanzeige gibt! Es ist einfach nichts im Bild was den Eindruck der mystischen Welt zerstören könnte. Man braucht sich während des Spielens keine Gedanken über irgendeine Anzeige zu machen, oder über die Ausrüstung. Das war zum Erscheinungstermin des Spieles etwas vollkommen Neues und innovatives!

 

 

Wer Rätselraten liebt, Spiele a la “Tomb Raider“ zu actionlastig findet aber sich gerne in fremden Welten aufhält, deren Realität erschreckend gut herüberkommt, der wird mit ICO ein Spiel in den Händen halten, was jeden Euro wert ist. Schon zu Beginn schafft es das Spiel eine dichte Atmosphäre aufzubauen, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Die Geschichten von ICO und Yorda werden gut erzählt und schnüren Spannung, welche ebenfalls zum weiterspielen anregt. Wer also schon immer mal ein Rätselspiel ohne Zeitdruck haben wollte (außer bei den mittlerweile vorhandenen Trophäen die leider wenn Ihr sammelt einen Speedrun vorsehen), der hat mit ICO einen Ausnahmetitel gefunden, denn wirklich alles wurde im Spiel sehr liebevoll umgesetzt. Es gibt keinerlei Grafikfehler oder Bugs, und die Atmosphäre ist einfach atemberaubend. Das Spiel strahlt Ruhe aus, was in der heutigen Zeit selten zu finden ist. Gerade deswegen ist es nichts für Hardcorespieler die stets viel Action auf ihrem Schirm haben wollen. Ein Ausnahmespiel eben und für die PlayStation3 ein neu aufgelegter Diamant.


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Autor: Davis Schrapel

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