DER MONOCHROME RAUM


«DIE RAUMMASCHINE 5», Leinwand auf Keilrahmen, 100 x 280 cm

Landschaft

Eine Seelandschaft an dessen Horizont ein mächtiges Bergmassiv thront, erstreckt sich über eine Länge von fast 2,8 m. Das Gebirge ist von ambivalenter Erscheinung, denn es besteht aus der fotografischen Abbildung des Himalaja Bergmassivs, das in eine Illustration aus rechtwinklig gezackten Alpen eingebunden ist. Eine Glühbirne als Platzhalter für die Sonne ist im Bergmassiv eingeschraubt und erhellt den Bildraum. Eine elektrische und eine mit Gas betriebene Straßenbeleuchtung begrenzen ein fotografisch dargestelltes Waldstück. Am linken Rand angrenzend steht eine abstrahiert dargestellte Burg auf einem Hügel, dessen Frontseite andächtig vom Schein einer fast abgebrannten Kerze erhellt wird. Sein fotografisches Gegenstück, das im 12. Jahrhundert errichtete «Dover Castle» von England, befindet sich unterhalb, hinter der Hügelsteigung. Tangram-Puzzle-Steine bilden eine Vielzahl von Tannen, die aneinander gereiht ein Waldstück ergeben. Auch das fotografische Pendant folgt dem Prinzip einer Aneinanderreihung und bildet einen Linienlauf, der eines der Hauptelemente der Raummaschinengemälde umkreist: Das Raumschiff. Auf der Wasserfläche segeln parallel eine Fregatte aus dem 19. Jahrhundert und seine zu einem Formenpuzzle abstrahierte Analogie. Nur sich durch den Raum bewegende Objekte, wie das Raumschiff und die beiden Schiffe, weisen einen Schattenwurf auf.

Monochrome

Durch die Übersetzung der farbigen Realität in die reduzierte Dimension der Grauwerte, erreicht Zimmermann eine weitere Abstraktion in der Bildästhetik. Kontraste, Lichtverläufe und Formen bilden zentrale Charakteristika dieses monochromen Raumkonstruktes. Als weiteres stilistisches Element, verwendet er den Effekt vom «Filmkorn» (engl. Grain), welches die kleinste Struktur eines entwickelten Films bezeichnet. Mittels der Überführung dieser in Graustufen gehaltenen Landschaft in einen gekörnten Äther, wird Unruhe und Dynamik erzeugt. Das Gemälde scheint feine Bewegungen zu bekommen – als wäre es von Nebelschwaden durchzogen.

Maschine

Frei vom stilistischen Element des Filmkorns bildet die rechte Seite den Raum der Computermaschine wo digitale Raumrepräsentation entsteht. Steckdose und Mikrochip sind ins Gewebe div. Schaltkreisen eingebunden, dessen Fläche von einer Matrix aus Einsen und Nullen, dem Binär-Code, umgeben sind, der wiederum an die Rasterfläche eines 3D-modeling-Programms grenzt. Auf dessen Rasterfläche befinden sich in der Landschaft verwendete Elemente. Angeordnet in einem Spirallauf sind diverse Glühbirnen ihrer chronologischen Entwicklung entsprechend aneinander gereiht. Angefangen bei Edisons Kohlenstoffglühlampe mit Kupferdrähten, die an zwei Platindrähten angelötet sind, bis hin zum LED-Licht. Die Puzzlesteine vom chinesischen Tangram welche in der Landschaft diverse Tannen bilden sind in ihrer quadratischen Grundform angeordnet. Ein Feuerzeug der Marke Zippo lässt sich mit der in der Landschaft vor der Burg angezündeten Kerze verbinden. Eine Stehbildkamera verweist auf Herstellungsprozesse analoger Schwarz-Weiss-Fotografie. Die abstrahierten Modelle vom Schiff und der Burg, im steilen Winkel von oben betrachtet dargestellt, sind in ihre Einzelteile zerlegt. Die 3D-Raumkoordinate (X-,Y- und Z-Achse) grenzt den Raster ab, dessen Carré in den körnigen Äther der Landschaft, respektive der Game-World, übergeht. An der Schwelle von gekörnter Himmelsfläche und Raster, quasi als Versatzelement, befindet sich der Source-Code, der alle Funktionen in seiner Programmierung zusammen führt.

Zeitgeist

Auf einer Fläche von 100 x 280 cm bietet sich dem Betrachter die Abbildung eines großen, monochromen Raumes, in dem Realität und abstrahierte Realität durch eine sehr eigene Independend-Videospielästhetik zum Ausdruck gebracht wird. «Die Raummaschine 5» unterscheidet sich deutlich von den vier vorangegangenen, in grellen Farbwerten gehaltenen Gemälden. Diesem fünften Gemälde fügte Zimmermann eine subtile Poesie bei, in dem er Objekte diverser Zeiten in einen Raum von Graustufen verortet der durch Körnung einen fein beweglichen Äther assoziiert. Computertechnologie, fotografische Abbildung von Realität und in eine Formensprache (Puzzle, Kulisse) übersetzte Realität bilden Kontrast, Irritation und zugleich Harmonie. Die chronologische Entwicklung von Lichtmitteln etwa bilden didaktische Elemente, die den Wandel der Zeit bekunden. Matthias A. K. Zimmermanns Kunst trifft den Nerv unserer Zeit und veranschaulicht durch digitale Medien hervorgerufene Veränderungen in unserer Wahrnehmung. Veränderungen, welche die Sicht auf das Leben und somit die Wahrnehmung von Realität (und dessen Verfremdung) richtungsweisend beeinflussen.

Quelle / Autor: Davis Schrapel

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