Sind Videospiele Kunst? – Ein Statement…
Lieber Boris, sind Videospiele Kunst?

Nein. „Videospiele“ sind keine Kunst. Genauso wie „Essen“ keine Kunst ist oder „Photo“. Es gibt aber durchaus Köche, die eine Speise zaubern können, die man als Kunst bezeichnen darf. Und Photos die als Kunst in Museen hängen. Auch nicht jede Zeichnung ist gleich Kunst. Ich stoße mich am Kunstbegriff, weil er von Entwicklern und auch Spielern regelrecht vergewaltigt wird, um Gewaltdarstellungen in Spielen als „künstlerisches Mittel“ zu rechtfertigen und vor Zensur schützen zu wollen. Das ist Quatsch, Lüge, Betrug. Das Blut spritzt in Shootern, weil das Leute „geil“ finden. Das hat nichts mit Kunst zu tun und es ist eine Beleidigung, den Begriff in diesem Zusammenhang zu verwenden. Kann ein Videospiel „Kunst“ sein? Ja. Wobei es dann nicht auf schicke Grafik oder tolle Musik ankommt – denn dann wäre das Bild oder der Ton die Kunst. Um als Videospiel Kunst zu sein, muss die Interaktivität selbst was künstlerisches haben. Ist Tetris Kunst? Ja, abstrakte interaktive Kunst, zeitlos und seltsam fesselnd – auch wenn man hier vergeblich nach einer „Aussage“ des Künstlers sucht.

Vielen Dank für Deine Antwort lieber Boris.

Boris Schneider-Johne arbeitet seit vielen Jahrzehnten in der Videospielbranche. Einen Namen in Sachen Spiele-Journalismus, machte er sich unter anderem als Redakteur der Zeitschriften Happy Computer und Powerplay. Zusammen mit Heinrich Lenhardt, gründete er 1992 das erfolgreiche Magazin PC Player. Neben seinen Arbeiten und Tests an Spielen, kam er mit der Firma Lucasfilm Games (später Lucas Arts) in Kontakt. Im Juli 1987 war Boris in Chicago auf einer Messe und entdeckte dort am Stand von Publisher Activision, das Videospiel Maniac Mansion. Das Activision Spiel Murder on the Mississippi war eines der ersten Videospiele, die Boris ins Deutsche übersetzte, damals noch inoffiziell durch einen Hack mit einem Hex-Editior. Diese Arbeit, brachte ihm nun die Zusammenarbeit ein, dass berühmte Point & Click Adventure Maniac Mansion mit deutschen Texten versehen zu dürfen. Weitere Übersetzungen von ihm sind unter anderem Monkey Island, Zak McKracken und Indiana Jones and the Fate of Atlantis. 2010 begann Boris in Deutschland für das Unternehmen Microsoft zu arbeiten, dort war er unter anderem als Produktmanager für Xbox 360 tätig. Später wechselte er in die Abteilung für das Betriebssystem Windows und zog sich somit aus der Videospielbranche zurück. Sein letzter Blogeintrag auf seiner eigenen Webseite Dreisechzig ist aus dem Jahre 2011, dennoch ist Boris immer wieder in Interviews oder zum Beispiel Podcasts der Spieleveteranen zu entdecken. Das erfolgreich bei Kickstarter finanzierte Point & Click Adventure Thimbleweed Park, nahm Boris Schneider-Johne zum Anlass, auf Twitter seine Arbeit als Übersetzer, in Gedanken an die guten alten Zeiten, kostenlos in Aussicht zu stellen, auf der Kickstarter-Webseite wurde seine Übersetzung später als Etappenziel ausgewiesen.

Wenn nichts mehr dazwischen kommt, werden wir also Boris, demnächst wieder im Videospiel-Genre, zu Gesicht bekommen. GamesArt.de bedankt sich bei Boris Schneider-Johne für die freundliche Zusammenarbeit und die Unterstützung unsere Serie Games are art.