Unsterblichkeit ist etwas, das von so manchem gerne mal herbeigesehnt wird. Keine Sorgen um die eigene Gesundheit oder die Altersvorsorge und wenn man Glück hat sieht man dabei auch noch frisch aus. Ganz und gar unfreiwillig unsterblich wird Bryce Boltzmann, der Protagonist von Konami’s Action-Titel Never Dead. Seit 500 Jahren kann der mürrische Dämonenjäger nicht sterben. Wie er zu diesem, nennen wir ihn Gesundheitsstatus kam, erzählen mehrere Rückblicke in schicken Renderfilmchen. Wir spielen den Bryce der Gegenwart und erledigen mit unserer Partnerin Arcadia Aufträge für die Regierungsorganisation NADA, die für die Eindämmung von dämonischen Gefahren verantwortlich ist. Dabei treffen die beiden auf Widersacher aus Bryce’s letztem Tag als Sterblicher, mit denen er noch ein Hühnchen zu rupfen hat.

Never Dead versucht sich in einem Genre-Metier, dass von „Devil May Cry“ und „Bayonetta“ beherrscht wird. Dementsprechend geht es in der Third-Person-Perspektive sowohl im Nah- als auch Fernkampf der Höllenbrut ans schmutzige Leder. In 9 teilweise sehr großen Levels ist es unsere Aufgabe Areale, wie Psychiatrien, Polizeiwachen oder Kanalisationen zu säubern. Dazu benutzen wir zum einen mit beiden Händen Schießprügel, wie Pistolen, Maschinenpistolen oder Schrotflinten. Mit den Schultertasten schießen wir die beiden Waffen unabhängig voneinander ab. So können wir mit der einen Knarre weiterschießen, während die andere nachgeladen wird. Allerdings gestaltet sich der Fernkampf ziemlich hakelig. Da wir die mitunter sehr flinken Gegner manuell anvisieren, also sie im Fadenkreuz behalten müssen, finden wir uns andauernd in und um die Feindschaar herumtänzelnd wieder. Dieses Ringelpietz mit Umschießen fühlt sich nicht gerade dynamisch an, besonders in Hinblick auf den effektiveren Schwertkampf.

Mit Bryce’s überdimensionierter Butterfly-Klinge kriegen wir das Dämonenpack schnell verhackstückt, wenn man denn auch hier mit der frickeligen Bedienung zurechtkommt. In Verbindung mit einer Schultertaste müssen wir den Kamerastick zum Schwertschwingen bemühen. In Kombination mit der Tatsache, dass die Kamera zwar auf den Hauptcharakter fixiert ist, jedoch nicht auf seine Blickrichtung, kommt es immer wieder vor, dass Bryce blind in die Landschaft säbelt. Im Zweifel legt man die Feinde aber mit herumfliegenden Trümmerteilen um. Einige Levelelemente sind nämlich zerstörbar, was die Kämpfe um einiges imposanter gestaltet, aber die Logik innerhalb der Levels ebenso zerbröselt. Es erscheint schon ziemlich komisch, wenn man ganze Säulen und Wände wegzimmern kann und im nächsten Moment nicht mal ein Küchenfenster kaputt bekommt.

Der gute Herr Dämonenjäger mag zwar unsterblich sein, unverletzlich wird er dadurch aber noch lange nicht. Die meisten Dämonen beißen oder schlitzen gerne mal zurück, sodass bei uns öfter mal die Fetzen fliegen. Werden wir zu sehr beharkt geht nach Armen und Beinen schließlich der Kopf flöten. Als solcher müssen wir zu unserem Torso zurückrollen, um uns wieder zusammenzusetzen. Weil das aber zu einfach wäre wuseln kleine tintenfischartige Viecher im Level herum, die den Schädel aufsaugen. Sollte das passieren müssen wir im richtigen Moment die A-Taste bedienen, um nicht verdaut zu werden. Überhaupt ist es ratsam abgetrennte Gliedmaßen sofort wieder aufzusammeln, da Bryce die Hälfte seiner Feuerkraft bzw. Geschwindigkeit einbüßt. Generell ein cooles Feature, während da nicht die Bosskämpfe. Die sind zwar zumeist nicht allzu fordernd, allerdings ist dabei eine Frustresistenz vonnöten, da gefühlte hundert Mal die Hirse fliegen geht und wir daher eine relativ lange Zeit kampfunfähig sind. In zeitlichen Abständen dürfen wir uns auch, wie Cell aus Dragonball Z, neue Körperteile wachsen lassen. An ein paar Stellen im Spiel ist das auch nötig, wenn es gilt den eigenen Kopf in einen Lüftungsschacht zu schmeißen und den restlichen Körper zurückzulassen, um eine andere Route zu finden oder simple Rätsel zu lösen. Die beschränken sich übrigens nur aufs Schalter drücken oder Schlüsselkarten finden. Dabei sind wir nie allein: Unsere Kollegin Arcadia steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Die schießwütige Blondine ist im Gegensatz zu uns aber nicht unsterblich, weshalb wir auf sie aufpassen und sie im schlimmsten Fall wiederbeleben müssen. Schaffen wir das nicht, ist das Spiel vorbei.

Die Story rund um das Thema Unsterblichkeit als Fluch hat eine Menge Potenzial. Aber Game Director Shinta Nojiri und Entwickler Rebellion haben es auch bei diesem Punkt nicht geschafft etwas Denkwürdiges zu schaffen. Die Geschichte braucht recht lange, um aus dem Quark zu kommen. Zum Ende hin versuchen die Designer Dramatik durch einige Wendungen reinzubringen, scheitern aber an der Vorhersehbarkeit der Story. Auch die Figurenkonstellation Bryce und Arcadia birgt Hoffnung, aber außer einigen Spitzen und aufkeimenden Sympathien zueinander, bleibt nicht viel von den beiden hängen. Immerhin keimt ab und an ein wenig schwarzer Humor zwischen beiden auf, der der Sache etwas Würze verleiht.

Never Dead wirkt an vielen Stellen veraltet. Betreten wir ein Areal, wird dieses in der Regel abgeriegelt und Dämonenschlunde bohren sich aus der Erde, die reihenweise Monster ausspucken. Die Blockade löst sich erst wieder auf, wenn wir alle Gegner besiegt haben. Dieses an „Doom“ oder „Gauntlet“ erinnernde Schema wiederholt sich wieder und wieder in jeder Mission. Abwechslung sieht anders aus. Auch die Technik erinnert an vergangene Zeiten. Die Animationen wirken stellenweise abgekackt und die Gesichter bleiben bei jeder Emotionslage hölzern. Die Effekte wissen heutzutage auch keinen mehr zu überzeugen. Gleiches ist über die matschige Texturierung zu sagen. Der Sound fügt sich ebenso in dieses Bild ein. Zwar haben die Explosionen noch eine Menge Rums, jedoch werden alle anderen Sounds, insbesondere die der Waffen, viel zu drucklos wiedergegeben und vermitteln dadurch das Gefühl mit einer Spielzeugknarre zu kämpfen. Leider hilft die Musik auch nicht uns ins Spiel eintauchen zu lassen. Dafür sind einfach zu wenige und obendrein auch noch generische Stücke geschrieben worden. Einzig der Titelsong „Never Dead“ der Metalband „Megadeth“ ist wirklich gut gelungen. Schade nur, dass das Lied lediglich während der Credits gespielt wird.

 

 

Never Dead kann bei der Idee des Körpers, den man zusammensetzen muss, durchaus punkten. Allerdings schafft es dieser Einfall alleine nicht den Rest des Spieles aus der Mittelmäßigkeit herauszuziehen. Während der ca. neun Stunden Spielzeit finden wir sehr wenig was uns irgendwie berührt oder erstaunt. Zwar ist das Never Dead kein Reinfall, und damit für Action-Puristen noch empfehlenswert, aber auch kein Toptitel.


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Autor: Tim Hildebrandt

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