Mit einer Inszenierung der extra Klasse, beginnt Assassin’s Creed Revelations und wirft den Spieler direkt mitten in das Geschehen. Wo Assassin’s Creed II und Brotherhood noch sachte anfingen und dem Spieler erstmal die Story näher brachten, erwartet Revelations schon fast, dass der Spieler sich in der Materie auskennt. Was bei dem vierten Teil der Serie nun auch nicht wirklich anders zu erwarten ist. Das alles schadet aber weniger als es sich anhört und so beginnen wir auch schon unsere Erinnerungen an eine alte Stadt aufzufrischen.
SPOILER ALARM:
FOLGENDER TEXT NIMMT WICHTIGE STORYABSCHNITTE ZU BEGINN IN ASSASSINS CREED REVELATION VORWEG
Wir befinden uns im kalten, verschneiten und fast düsteren Masyaf. Wo man die damalige Hochburg der Assassinen noch als Geburtsstädte und Heimat eben jener kannte, besetzen nun die Byzantiner – Templer des 16. Jahrhunderts im Osten – das Andenken Altaïr Ibn-Al’Ahads. Angeführt von Leandros, dem örtlichen Verantwortlichen; was, wie sich später herausstellt, ein schweres Los für ihn sein wird; suchen sie Altaïrs geheime Bibliothek, in der sie all das Wissen über ihn, den Assassinen Orden und allen ihrer Geheimnisse zu Erfahren hoffen. Wenn da nicht eine Person wäre, die schon fast nicht in diese Kulisse passt. Ein Mann, weiß-grauer längerer Bart, eine Kluft, die nicht aus dieser Region zu stammen scheint und eine Waffe, die man nur einer Gruppierung zuordnen kann: Der Meisterassassine Ezio Auditore da Firenze. Sichtlich gealtert und auch etwas stöhnender und jammernder unterwegs, lassen die Jungs und Mädels von Ubisoft Montréal den Spieler die ersten Schritte, Sprünge und Kletterpartien machen. Ezio muss, nachdem er von den Byzantinern festgenommen wurde und anschließend mit einem waghalsigen Stunt ausgebrochen ist, aus der Burg fliehen. Bei seinem Fluchtversuch gelangt er jedoch zu einem Tor, das verziert ist, wie keines, das er zuvor gesehen hat. Von einem einfachen Arbeiter erfährt er, dass die Byzantiner seit Wochen versuchen in die Kammer dahinter zu gelangen; das Tor allerdings bisher keinen einzigen Kratzer abbekommen hat. Der tüchtige und mittlerweile auch verzweifelte Arbeiter verrät dem alten Assassinen auch, dass der Anführer Leandros, eine Art Tagebuch besitzt, dass wohl weitere Informationen dazu enthalten soll.
Leandros zu finden ist mit dem neuen und ausgeprägten Adlerauge nicht all zu schwer. Damit kann Ezio auch die Pfade der patrouillierenden Wachen sehen und seine Herangehensweise genau planen. Bevor es dem örtlichen byzantinischen Anführer jedoch an die Gurgel geht, wird sich Ezio ein Straßenrennen des 16. Jahrhunderts liefern müssen. Leonardo Da Vinci lässt aus dem zweiten Teil grüßen. Endlich angekommen in einem verschneiten Dorf, dass von den Byzantinern besetzt wurde, quält sich Ezio Meter für Meter zu Leandros. Voller Schmerzen und mit nicht mehr als einem Hauch von Lebensenergie ist der Spieler aus der Schlucht gekrochen, in der das Straßenrennen sein Ende gefunden hatte; zu Ezios Nachteil. Um den offenen Kampf zu meiden ist nun schleichen angesagt. Mit dem Adlerauge die Spur der Wachen studieren um diese anschließend umgehen zu können. Sich in Heuhaufen wälzen und vorbeilaufende Byzantiner mit herausgestreckter Klinge hineinziehen bis man schließlich oben ist. Oben bei Leandros, der sein Ende vor sich stehen sieht. Und noch immer nicht die Klappe hält. Doch Ezio, sichtlich genervt von ihm, beendet das ganze recht schnell und schnappt sich das Tagebuch. Dieses offenbart ihm die Existenz der Schlüssel, die ihm den Zugang zu Altaïrs Bibliothek gewähren. Doch wo wird er diese Schlüssel finden? Wo hat Altaïr diese Artefakte versteckt? Um genau zu sein, waren es die Polo Brüder, im Auftrag von Altaïr und um noch genauer zu sein wurden die Artefakte nicht in Masyaf versteckt.
Ezio scheint ein sehr sympathisch wirkender alter Mann zu sein. Mitgenommen auf einem Schiff von einem jungen, gelehrten, modernen Mann mit einem doch so typischen türkischen Schnauzer kommt der Assassine am Hafen des Galata Bezirks von Konstantinopel an. Kaum den Boden berührt, wird er auch schon von Yusuf Tazim, dem osmanischen Assassinenanführer begrüßt. Nach einer Führung durch den Bezirk des Galata Turms und der Rüstungssuche auf Empfehlung von Yusuf, schenkt uns dieser den wohl praktischsten Gegenstand, den man in dieser Stadt sein Eigen nennen kann: Die Hakenklinge. Nach einigen Übungen mit Yusuf und seinem Geschenk erlebt der Spieler ein weiteres neues Element im Assassin’s Creed Universum. Die Verteidigung einer Assassinen-Feste. Es existieren insgesamt sieben Festen, die über ebenso viele Stadtteile verstreut sind. Bei jeder einzelnen heißt es den Hauptmann der jeweiligen Feste zu finden, ihn zu eliminieren – die Art und Weise, wie Ihr dies tun wollt, liegt ganz bei euch – und anschließend auf dem Turm der Feste ein Signalfeuer zu entfachen, woraufhin die Templer ihre Koffer packen und abhauen. Das ganze mit hoffentlich nur einem Toten. Andererseits müsst Ihr mit Soldaten auf dem Boden, auf den Dächern und in für Euch unerreichbaren kleinen Hütten rechnen, wobei die Kerle sowohl zu Boden als auch auf dem Dach und in den Hütten mit Gewehren auf Euch warten, die euch die ganze Sache um einiges schwieriger machen werden. Sobald Ihr mindestens eine Feste eingenommen und Eure Assassinen habt einziehen lassen, könnt Ihr darin Zutaten für Bomben finden und das Bombenbauen selbst durchführen. Dazu jedoch später mehr. Außerdem könnt Ihr von jeder Assassinen-Feste aus Eure Assassinen in die Welt senden, um beispielsweise in Athen zu agieren und bei erfolgreichem Abschließen der richtigen Missionen regelmäßige Belohnungen zu erhalten. Leider ist das Leben kein Ponyhof und die Byzantiner zu tüchtig, als dass Ihr Euch in Eurem hohen angesehen Alter auf die faule Haut legen könntet. Regelmäßig werden die Assassinen-Festen von den Byzantinern angegriffen, was hauptsächlich dann passiert, wenn Ihr einen hohen, bzw. überhaupt einen Fahndungslevel / Bekanntheitsgrad erreicht habt. Bei einem Angriff werdet Ihr darüber informiert und habt genügend Zeit von Punkt X, an dem Ihr Euch gerade befindet, zu der angegriffenen Feste zu gelangen. Seid Ihr dort, heißt es erst mal zu der Haustür der Feste zu gelangen ohne dass Euch direkt die ganze byzantinische Armee an der Kapuze hängt. Anschließend dürft Ihr Euch aussuchen was für Elemente Ihr für die Verteidigung Eurer Feste einsetzen möchtet. Das ganze wird Euch in einem übersichtlichen Menü angezeigt. Assassinen mit versteckten Pistolen, die Ihr auf den Dächern platzieren könnt und Barrieren mit griechischem Feuer für die Straße sind nur zwei Beispiele. Ist die Schlacht gewonnen, braucht Ihr zunächst keinen weiteren Angriff der Byzantiner zu befürchten – zumindest für diese Feste. Falls Ihr jedoch verloren haben solltet, werdet Ihr wahrscheinlich um ein paar Assassinen und die Feste trauern dürfen. Anschließend fängt das ganze wieder von vorne an. Ihr dürft den Hauptmann der jeweiligen Feste finden…
Wenn Yusuf nicht wäre…wenn Yusuf nicht wäre, hättest du keine Hakenklinge. Wenn Yusuf nicht wäre, hättest du in Konstantinopel keine Assassinen, die an deiner Seite kämpfen. Wenn Yusuf nicht wäre, hätte Ezio und somit auch Du keine Ahnung, dass Bomben mehr können als nur heiße Luft – auch Rauch genannt – abzulassen. Wenn du keinen Yusuf hast – hast du keinen Yusuf. So oder so ähnlich heißt es doch in einer Reklame eines bekannten Obstlieferanten. Dank Yusuf erlernt Ezio schnell die Vorteile der vielen verschiedenen Bomben und wie diese herzustellen sind.
Ob die Daturabombe, die eine Giftwolke verursacht, die, wenn sie eingeatmet wird, die betroffenen Personen langsam vergiftet oder die Stinkbombe, die die betroffene Person in fauligen Geruch einhüllt, der alle Umstehenden abstößt. Die eine Bombe hilft beim Attentat; die andere bahnt den Weg zu einem solchen. Diese und noch viele mehr werdet Ihr selbst zusammenbasteln können. Die nötigen Baukästen, findet Ihr über die Stadt verteilt und sind in der Map eingezeichnet.
Nachdem Ihr all diese wunderbaren Dinge in Ezios kleine Taschen verstaut habt, geht es nun dank des Tagebuchs zu einem Gebäude, das eine kleine Bibliothek zu sein scheint. Die nette Besitzerin Sofia Sarto lässt Euch kurzerhand in den wunderschönen überdachten Hinterhof, in dem Ihr einen geheimen Eingang zu einer noch geheimeren Gruft findet. Geheimer geht es also kaum! Kurzer Abschied von Sofia. Nur keine Sorge. Ihr werdet Euch schon wieder sehen. Nachdem Ihr die Gruft hinter Euch gelassen und den Zugang zur Kammer geöffnet habt, werdet Ihr mit den ersten Masyaf-Schlüssel und eine Karte belohnt. Doch erst zur Karte. Diese enthält die verschlüsselten Informationen zu den Standorten der anderen Schlüssel. Ezio wird Sofias Hilfe in Anspruch nehmen, um diese Informationen zu dekodieren. Wie schon erwähnt: Keine Sorge, Ihr werdet Euch schon wieder sehen. Nun zum Schlüssel selbst. Diese Schlüssel sind nämlich nicht nur Schlüssel, die in die Bibliothek in Masyaf führen, sondern auch Artefakte, die Ezio in bestimmte Erinnerungen des legendären Altaïr befördern und ihm somit dessen Wissen weiter gibt.
Speziell diese Erinnerung spielt noch vor dem ersten Teil der Assassin’s Creed Reihe. Masyaf wird angegriffen – natürlich von Templern, von wem denn sonst? Altaïr, kämpfend im Dorf für das Volk und seine Gilde, erfährt, dass die Templer durch einen Verräter in die Burg gelangen konnten und Al Mualim, Großmeister der Assassinen während der Kreuzzüge, in Gefahr ist. Schnell klettert Ihr über die Mauern der Burg, bis Ihr nahe genug an diesen Assassinen Verräter rankommt und Ihr ihm durch einen Sprung von der Burgmauer mit Eurer versteckten Klinge das Leben nehmt. Nach einem kurzen Gespräch mit Al Mualim endet diese Erinnerung von Altaïr auch schon und Ihr landet wieder bei Ezio im Assassinen Hauptquartier von Konstantinopel. In den nächsten Sequenzen kommt Ihr den anderen Masyaf Schlüsseln immer näher und findet neue Freunde als auch Feinde, entdeckt neue Gebiete und deckt Machenschaften auf, die Ezio, selbst in seinem reifen Alter in Rage und fast zur Verzweiflung bringen.
Assassin’s Creed Revelations bietet mit seiner osmanischen Stadt Konstantinopel eine wunderbare Atmosphäre. Falls Ihr Euch hin und wieder von den Kämpfen und der Story erholen wollt, so kann ich Euch die überdachten Straßen, die vielen bunten Basare und die wunderschönen Hafenbezirke wärmstens empfehlen. Jedes Haus und jede noch so kleine Gasse macht diese Stadt so unglaublich lebendig, dass man manchmal gar nicht mehr aus dem Staunen kommt. Die Lichteffekte, die durch den morgendlichen und abendlichen Dunst, der über Konstantinopel liegt und eine wunderbar romantische Stimmung liefert, sehen atemberaubend aus und lassen die Stadt darunter noch viel lebensfroher und realistischer wirken und zeigen die osmanische Kultur in all ihrer Pracht.
Assassin’s Creed Revelations wird auch diesmal wieder jeden begeistern, der an den vorherigen Teilen seinen Spaß und seine WOW-Momente hatte. Obwohl der vierte Teil der Serie bis auf die Bomben, das Festen-Verteidigen und die Hakenklinge nicht besonders viele Neuerungen mit sich bringt, punktet es doch in allen anderen Dingen, die sich bis zu diesem Teil etablieren konnten. Jede noch so kleine Veränderung, passt sich perfekt an und ist eine Bereicherung für das Spiel. Vor allem durch die packende Story, die bisher in noch in keinem anderem Spiel so komplex und verstrickt war, macht Revelations alles wieder wett. Fans werden trotz mangelnder Neuerungen begeistert sein; Spieler, die sich bisher nichts aus der Serie gemacht haben, werden auch hier wieder nicht überzeugt.