Ein Roman über Virtualität…
Klappentext: Gefangen an einem unbekannten Ort, schmiedet der Erzähler heimlich Fluchtpläne. Die Tatsache, ohne Erinnerungen zu sein, erschwert das Vorhaben. Doch der Drang, endlich auszubrechen aus diesem furchteinflößenden, schneeverwobenen Schloss, lässt ihn jedes Risiko eingehen. Und so gerät der Erzähler immer tiefer hinein in einen wirren Strudel aus rätselhaften Begegnungen und magischer Paranoia, die er spielerisch zu entschlüsseln hofft, was ihn letztlich zum Ursprung seiner Erinnerungen führt. Der All-Age-Roman ist ein technoides Märchen, das sich mit Virtualität auseinandersetzt und die Frage aufwirft, was Erinnerungen sind und was sie bedeuten. Nichts ist so, wie es scheint in der Geschichte und die Frage, was Realität ist, muss immer wieder neu überdacht werden.
#MatthiasA.K.Zimmermann ist ein Schweizer Maler und Medienkünstler (seine Website findet Ihr HIER). In seinen Werken hat er sich ausgiebig mit der digitalen Moderne auseinandergesetzt und in seinen baukastenartigen Gemälden Computerspielelemente und Quellcodes verbaut. Aus seinen vielteiligen Bilderwelten ist nun ein Roman entstanden. Ein guter Grund für uns sein Erstlingswerk als Schriftsteller unter die Lupe zu nehmen.
Matthias A. K. Zimmermann: »Die Raummaschine 6 – Variation 1«, 2013/2016,
Diasec, 100 x 280 cm / Standort: Technisches Museum Wien, Österreich
Als erstes fällt bei dem Buch das technoide Design ins Auge. Auf dem Cover sind Schneekristalle, Leiterplatinen, ein zu Flocken zerrieselnder Binärcode und eine Schneekugel mit Quellcode-Sprache zu sehen, in welcher Titel und Untertitel zu lesen sind: »KRYONIUM. Die Experimente der Erinnerung«. Das Vor- und Nachsatzpapier zeigt ebenfalls Leiterplatinen in kühlen Farben. Dem Verlag ist ein schlichtes aber dennoch augenfälliges Buchdesign gelungen, das auf das Thema einstimmt. Der Roman ist in drei Teile und 60 Kapitel gegliedert und hat einen Umfang von 314 Seiten.
#MatthiasA.K.Zimmermann hat einen Roman geschrieben, der den Leser in eine kuriose Welt voller Überraschungen hineinzieht. Erzählt wird auf spielerische Weise eine Fluchtgeschichte und Entdeckungsreise durch die Parameter des Virtuellen. Dabei setzt sich der Roman gezielt mit der Frage auseinander, was »Virtualität« denn eigentlich ist. Dieser trendige Begriff hört man tagtäglich. Die meisten Menschen denken wohl als erstes an ihre Computer, Handys, Tablets und Laptops. Laut Definition ist »Virtualität die Eigenschaft einer Sache, nicht in der Form zu existieren, in der sie zu existieren scheint, aber in ihrem Wesen oder ihrer Wirkung einer in dieser Form existierenden Sache zu gleichen.« Ein komplexes Thema also, das über digitale Medien deutlich hinausgeht und an das der Leser in #KRYONIUM schrittweise herangeführt wird. Der Text scheint mir in ähnlicher Sorgfalt gemacht worden zu sein wie der Bildaufbau in Zimmermanns Gemälden. Dabei lassen sich im Text immer mal wieder Parallelen zu seinen Bilderwelten entdecken. Beispielsweise das auf dem Cover prominent plazierte Schneekugel-Motiv, eisgefrorene Landschaften, Nullen und Einsen und vielerlei geheimnisvolle Objekte. Zu Beginn der Geschichte fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt und alles wirkt ein wenig steampunkartig – Ritter, Wachen und Hofdamen, eine Werkstatt, die ununterbrochen Unmengen an Glühbirnen produziert, um das Schloss auch Nachts in schützendes Licht zu tauchen, eine alte Bibliothek mit einem unüberschaubaren Sammelsurium an Folianten, Geheimgänge, verborgene Zimmer, eigenartige Treppen und, und, und. So nostalgisch der Roman zu Beginn auch anmutet, entwickelt er sich doch zu einer Geschichte, die dem Puls der Zeit folgt, in futuristische Visionen übergeht und interessante Fragen zum Sein des Menschen aufwirft.
Erschienen ist der Roman im Kulturverlag #Kadmos (Berlin), der Preisträger des Deutschen Verlagspreises 2019 geworden ist. Wenn ihr euch dafür interessiert, so könnt ihr es HIER erwerben.
Update: Wir haben den Trailer zum Buch mit eingebunden.
Kulturverlag Kadmos Stand auf der Frankfurter Buchmesse 2019.