Die originale Halo-Trilogie hat unvergessliche Themen in meinem Kopf hängen lassen. Wer erinnert sich nicht an das Halo Theme oder One Final Effort oder Wake Me When You Need Me? Nun ist mit Massiv Attack’s Neil Davidge ein neuer Mann an den Noten, weil Bungie-Co-Chief Martin O’Donnell seinem Studio treu bleibt.
343 Industries will das Halo-Universum weiterentwickeln ohne komplett umzukrempeln oder zu verfremden. Das merkt man beim Spielen und das merkt man beim Hören des Soundtracks. Klar, die bekannten Halo Themen gibt es nicht mehr. Aber man spürt die veränderte emotionale Gewichtung. Neil Davidge lässt synthetische und symphonische Sounds perfekt miteinander Verschmelzen und kreiert damit eine beachtliche Palette an Themen und Motiven die unter die Haut gehen. Jedes Stück ist als autarkes Element geschrieben. Sei es als Suite für einen Level oder für Charaktere. So hören wir in den chorlastigen Nemesis und Revival die uralte Bedrohung, um die es in Halo 4 geht. Green and Blue und 117 sind Themen für den Master Chief und die KI Cortana. Beide Tracks sind mit einem solchen Fingerspitzengefühl geschrieben, dass man nur schwerlich dem Verlangen nach der Replay-Funktion widerstehen kann. Hier kommt auch ganz besonders das Orchester zum Tragen.
Klar, es ist auch ein unverzichtbarer Bestandteil von treibenden Tracks Awakening oder To Galaxy, aber während die kampflustigeren Stücke den Kopf wippen und die Finger trommeln lassen, geht einem bei 117, Solace, Haven und ganz besonders Green and Blue einfach nur das Herz auf. Diese Momente sind es die den Halo 4-Soundtrack zu einem wundervollen Stück Spielemusik machen. Stilistisch bleiben Neil Davidge und sein Arrangeur Andrew Morgan den bisherigen Soundtracks ihrer Vorgänger Martin O’Donnel und Michael Salvatori treu, jedoch ohne sich dabei selbst zu vergessen. Wir hören das Orchester, das einsetzende Piano, das Chor und den Computer. Davidge fügt all diese Teilstücke allerdings in Perfektion zusammen. Seine elektronischen Sounds, die oft als perkussives Element fungieren, klingen, dank seiner Vorgeschichte als Mitglied von Massive Attack, absolut einzigartig und druckvoll, schlicht: Cool! Das Orchester fördert mit seinem Fokus auf die Streicher den charakteristischen Halo-Style.

Neil Davidge hat den Sound Halo’s neu erfunden ohne den Ursprung zu verfremden. Trotz der fehlenden Themen der Vorgänger ist Halo 4 eine absolute Kaufempfehlung – nicht nur für Halo-Fans. Unserer Meinung sind wohl auch abertausende Käufer, die den Soundtrack auf Anhieb von 0 auf Platz 50 der Billboard Charts katapultiert haben und damit Halo 4 den höchsten Rang eines Videospiel-Soundtracks überhaupt bescheren konnte.

