Die Assassin’s Creed-Reihe wurde seit ihrem Beginn anno 2007 von Jesper Kyd (einer Branchengröße, die wir HIER interviewen durften) vertont. Die ersten beiden Teile sowie der Ableger Assassin’s Creed Brotherhood konnten allesamt mit einer einzigartigen musikalischen Untermalung überzeugen, die sowohl die simulierte Kontemporäre des Animus als auch die technisierte Gegenwart, die das Eintauchen in die Vergangenheit erst ermöglicht, hervorragend wiederspiegeln konnte. Mit Assassin’s Creed Revelations (unseren Test findet ihr HIER) kam mit Lorne Balfe frischer Wind ins Spiel. Der Schotte komponierte die Musik zu allen Zwischensequenzen des Spiels in einer höchst cineastischen Machart und konnte sich bereits mit seiner Musik zum E3-Trailer des Vorgängers Brotherhood beweisen. Nun hat er Serienurgestein Kyd als verantwortlicher Komponist abgelöst. Aber, wer ist dieser Lorne Balfe überhaupt?

Lorne Balfe ist seit 2005 festes Mitglied von Remote Control Productions, Hans Zimmers Musikschmiede, wo große Komponisten ausgebildet werden und großartige Soundtracks entstehen. Als Hans Zimmers rechte Hand hat er an der Musik zu so gut wie jedem Zimmer-Score seit 2006 mitgewirkt: Pirates of the Caribbean, The Dark Knight, Inception, Sherlock Holmes und viele weitere. Videospiele sind ihm auch nicht fremd. Nach Call of Duty Modern Warfare 2 und Crysis 2 kam Balfe über Revelations an den aktuellen Teil der Assassin’s Creed-Reihe. Tut der Komponistenwechsel der Musik gut? Der offizielle Soundtrack von Assassin’s Creed III besteht aus 25 gut ausgewählten Tracks. Am ersten hört ihr das neue Hauptthema für Assassin’s Creed, was sich im Tempo und dem emotionalen Ton stark vom getragenen Thema von Revelations unterscheidet.

Treibend und souverän prescht das Stück vor sich hin. Wir bemerken im Hintergrund männliche Stimmen, die kurze indianische Schlachtrufe zum Besten zu geben scheinen – eine Anlehnung an die indianische Herkunft des Hauptcharakters Connor. Das gleiche gilt auch für vokale Einlagen und ethnische Flötenklänge dir wir in Stücken wie Through the Frontier, Connor’s Life oder Farewell hören. Aber nicht nur die Herkunft des Protagonisten wird widergespiegelt: Das Stück Escape in Style wird im Spiel während Hathams unauffälliger Flucht aus dem Londoner Theater gespielt und und bringt mit ihrem Harpsichord die gesellschaftliche Dekadenz des British Empires gut rüber, während uns die Mentalität der amerikanischen Patrioten in Welcome to Boston gezeigt wird.

Das prägnante Hauptthema taucht im Spiel immer mal wieder auf und sorgt sowohl in der Kampgne als auch im Soundtrack für viele emotionale Momente. Besonders Connor’s Life kann als das eigentliche Herzstück des Scores bezeichnet werden, da dieser Track den psychischen Werdegang des Helden besser wiedergibt als das Main Theme. So oder so, Connor’s Theme bleibt in Ohr und Herz eine ganze Zeit lang haften. Aber Lorne Balfe bietet uns mehr Themen: Das oben genannte Boston Theme findet sich im Battle-Track Trouble in Town genauso wieder, wie das Theme für Connor’s Schiff The Aquila im Seeschlachtenstück Battle at Sea. Der Schotte versteht es hervorragend musikalische Elemente einzuführen und wie ein Echo im Soundtrack widerhallen zu lassen. Neben den unterschiedlichen Themen und Motiven haben sich auch modernere Stücke für die Desmond-Abschnitte in der Tracklist breitgemacht. Mit An Uncertain Present und Modern Assassin wird der Stil zwar beibehalten, die ethnischen Elemente werden aber durch futuristisch anmutende Elektroklänge ersetzt. Innerhalb der Gegenwartspassagen besuchen wir ein Thema aus dem Vorgänger Revelations wieder. Dort vertonte der Track Labored and Lost das Ende der mysteriösen Vorgängerzivilisation.

Die Melodie taucht mal angenehm dezent in Desmond’s Destiny, mal opulent arrangiert in Temple Sectrets auf. Die 2012-Stücke setzen sich angemessen vom restlichen Score ab, ohne fremd zu wirken. Man wacht sozusagen zwischendurch aus der Vergangenheit für ein kleines Intermezzo im Hier und Jetzt auf – wie im Spiel selbst.

 

 

Lorne Balfe schafft es einen rundum gelungenen Soundtrack abzuliefern. Moderne und Vergangenheit wechseln sich genauso ab, wie ergreifende und zerstreuend rhythmische Klänge. Dazu kommen prägnante Themen, die mich auch nach dem Durchspielen immer wieder in die Welt und die Story von Assassin’s Creed III eintauchen lassen. Nicht umsonst ist die Musik zusammen mit Hämmern wie Russel Browers Diablo III oder Austin Wintorys Journey für den BAFTA Video Game Award nominiert. Das Highlight der virtuellen Platte stellt das Stück Connor’s Life da. Es ist mit Abstand das längste Stück und charakterisiert den Helden mit seiner Herkunft und seinen persönlichen Abgründen perfekt. Toll auch wie es Balfe schafft mit unterschiedlicher Instrumentierung die Epochen und Parteien voneinander zu trennen. Ein wahrhaft Abwechslungsreicher Soundtrack in jeder Hinsicht.

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Autor: Tim Hildebrandt

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