Bei jeder Hochglanz-Produktion die ich bisher in meinem Gamer-Leben so spielen durfte, dachte ich mir immer wieder einmal während so mancher Zockersession: „Mensch alta, wäre das nich‘ digge diese Games auch unterwegs spielen zu können?“ Mittlerweile gibt es ja solch schöne Handheldkonsolen wie den beliebten Nintendo 3DS und die leistungsfähige grandiose PlayStation Vita. Und für beide Handhelds erschienen in den letzten Jahren schon so einige auf die jeweilige Plattform zugeschnittenen Remakes genau jener Triple-AAA-Produktionen aus den vergangenen aber längst nicht vergessenden Konsolen-Generationen. Das finde ich als Nostalgiker natürlich Spitze! Umso toller finde ich es, dass sich zu diesen „Handheld-Remakes“ nun auch Sony Computer Entertainments blutrünstige Actiongeschnetzel-Serie God of War dazugesellt – gute vier Jahre nach dem ersten HD-Remake für Sonys PlayStation 3. Doch verbirgt sich hinter dem PlayStation Vita-Remake des HD-Remakes von Kratos‘ Rachefeldzug gegen Zeus und die sonstigen Götter des Olymps nur ein lauwarmer Aufguss oder eine erstklassige Portierung?

„Kratos ist halt ein smoother Spartaner, den man gern mal seine Klingen schwingen lässt!“

Ich glaube, ich muss den Lesern hier nicht wirklich erklären wer oder was God of War ist, denn die Videospiel-Serie dürfte jedem Gamer, aber auch Nicht-Gamern ein Begriff sein. Nun gut, für Neulinge lasse ich mich dennoch dazu hinreißen, einen kurzen Abriss der Prämisse zu verfassen: In God of War stürzt man sich als Spieler in die bleiche Haut des Anti-Helden (den Preis für Mitmenschen des Jahres verdient dieser nämlich garantiert nicht) und Spartaners namens Kratos. Dieser war einmal, in längst vergangenen Zeiten, nicht nur ein muskelbepackter Badass mit massig Kriegserfahrung und einem geschickten Händchen fürs Töten, sondern auch smoother Kommandeur der Spartaner, die sich in großen Herrscharen unter Kratos Kommando immer wieder in den Krieg führen ließen. Bis dann irgendwann mal die Barbaren all den Mucki-Spartanern, die spätestens seit Zack Snyders 300 Verfilmung jeder als solche durchtrainierten Mannsbilder kennt, ordentlich den Hintern unterm Rock versohlten. Und da der ewig mies gelaunte Kratos, Niederlagen generell wenig gelassen hinnimmt, rief dieser den Kriegsgott Ares zur Hilfe, der prompt allen Barbaren ohne große Worte den Kopf abhackte. Schlacht gewonnen, Seele verloren – Kratos steht seit jenem schicksalhaften Zeitpunkt auf Ewigkeit in Ares Schuld.

Und so nimmt die epische Geschichte ihren Lauf, führt dann irgendwie zum blutrünstigen Rachefeldzug, in dem der grimmige Spartaner sich mit seinen nach Blut dürstenden Chaos-Klingen durch Horden von Feinden metzelt, gelegentlich auch mal Hindernisse kletternd oder hüpfend überwindet und so im Alleingang die komplette Gottesfamilie der griechischen Mythologie ausradieren möchte. Jedoch bilden nur die ersten beiden Parts (die noch damals auf der guten, alten PlayStation 2 erschienen) der Serie die sogenannte God of War Collection. Die anderen weiteren vier Ableger (darunter zum Beispiel auch das grandiose Finale God of War III und der Prequel God of War: Ascencion) muss man sich dann halt noch gesondert für die PlayStation 3 oder für die PlayStation Portable holen.

Auf der PlayStation 2 setzten die ersten beiden Teile auf jeden Fall grafische Maßstäbe und auch das HD-Remake, welches das monumentale Gottes-Massaker noch einmal in neuem Glanz erscheinen ließ, kann sich auf der PlayStation 3 durchaus sehen lassen. Die PlayStation Vita-Version ist – im Prinzip – eine direkte Portierung genau ebendieser PlayStation 3-Version und bietet also neben einer höheren Auflösung auch die allseits bekannten, für das Remake aber neu eingeführten und geliebten PlayStation Trophäen. Doch da die PlayStation Vita bekanntlich nicht so viele Eingabemöglichkeiten bietet wie ein DualShock-Controller (fehlende L2 / R2 Trigger – fehlende L3 und R3 Taster), musste das Kontroll-Schema somit leichte bis grobe Anpassungen über sich ergehen lassen.

Das ist eigentlich nicht weiter Schlimm, da sich viele Aktionen, die ursprünglich auf den Schultertasten des DualShock-Controllers ausgelöst wurden, nun auf dem Touchscreen befinden und auch recht gut in dieser Formation zu bedienen sind, sodass es nur selten zu Problemen bei der Bedienung von Kratos und seinen Chaosklingen auf dem Schlachtfeld kommt. Kämpfen, Ausweichen, Spezialaktionen auslösen – das alles spielt sich also auch auf der PlayStation Vita sehr gefällig. Doch hier kommt schon das erste große ABER: Die Aktion zum Öffnen von verschlossenen Toren oder der allseits präsenten Kisten, in denen Kratos entweder Lebensenergie, Mana, rote Orbs zur Verbesserung seiner Fähigkeiten oder anderweitige Inhalte findet, befindet sich nun auf dem hinteren Touchpad. Und es sei euch verraten, dass dies eine sehr ungünstige Wahl des Entwicklers war. Denn wie oft ist es mir passiert, dass ich in hektischen Situationen und spannenden Kämpfen mit meinen fettigen Fingern ausversehen das hintere Touchpad nur gestreift habe und Kratos dementsprechend irgendwelche Türen oder Kisten, die sich in seiner Nähe befanden, öffnet wollte? Wenn man nun während solch einer unnötig Aktion von Heerscharen an Feinden verprügelt wird, geht dies schon gehörig auf die Nerven.

So gut sich die God of War Collection mit gewissen, kleinen Abzügen in der Bedienungsfreundlichkeit und Präzision spielt, so schlecht ist die grafische und technische Anpassung an die PlayStation Vita-Hardware von Statten gegangen. So ist von den butterweichen 60 Bildern pro Sekunde der PlayStation 3-Version des Remakes nicht mehr viel übrig geblieben – stellenweise sackt die Framerate gehörig in den Keller, speziell im grafisch aufwendigeren God of War 2. Ebenso betrübt war ich beim Anblick der Videosequenzen und Cutscenes – diese wurden schon arg heruntergerechnet und dazu noch im alten 4:3-Format belassen. Das kann man allerdings dahingehen entschuldigen, dass den Entwicklern keine Rohdateien mehr zur Verfügung standen, um aus dem 4:3 ein ordentliches 16:9 zu zaubern. Das ist natürlich Schade, aber zu verkraften.

Auch der Sound musste einige Abstriche hinnehmen. Während der epische Soundtrack, der aus der Feder verschiedener Komponisten wie Gerard Marino, Mike Reagan, Winifred Phillips, Ron Fish und Cris Velasco stammt, weitestgehendst unberührt blieb, ist die Sprachausgabe ein wahrhaftiger Graus. Kennt ihr die Qualität, die solche Kinder Walkie-Talkies haben? Genau so klingt auch der Ingame-Sound von God of War Collection auf der PlayStation Vita – also genau so, als würde Kratos sich immer eine Blechbüchse vor den Mund halten, wenn er seine Meinung kund tun möchte. Komischerweise ist in den Zwischensequenzen dann soundtechnisch alles in Butter. Doch nun genug gemeckert und lasset euch von mir sagen: Das Ding macht Spaß! Ausgesprochen sehr sogar. Allen technischen Macken zum Trotz, ist das God of War-Gefühl und der Spielspaß immer noch in der Packung enthalten; und die Geschichten um Kratos ist einfach nur beeindruckend inszeniert. Für 30 Euro in der Retail Version, oder 24 Euro aus dem PlayStation Network, an und an sich also absolut kein schlechter Deal.

 

 

Ich hatte meinen Spaß mit Kratos auf der PlayStation Vita. Ja, die Portierung auf die Hardware der VITA ist alles andere als sauber über die Bühne gelaufen, dennoch kann man angesichts der der ausgesprochenen Qualität des Leveldesigns, das in Bezug auf die Variation landschaftlicher und architektonischer Gestaltung der einzelnen Schauplätze alle Achtung verdient, sowie des Gameplays, welches genau die richtige Balance zwischen blutigen, actionreichen Kämpfen, imposanten Bossbattles und einigen auflockernden Hüpf- und Klettereinlagen findet, eigentlich wenig beim Kauf falsch machen. Kratos ist halt ein smoother Spartaner, den man gern mal seine Klingen schwingen lässt!


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Autor: Matthias Kraut

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